Praxisteil 1: Strukturelle Texterarbeitung -
Betonungen und Zäsuren festlegen und markieren

Erste Schicht: Betonungen und ihre Notation

1. Schritt: Betonungen festlegen.
Hierzu entscheiden Sie sich pro Satz bzw. pro Sinneinheit/Satzteil für nur ein einziges, inhaltlich wichtigstes Wort und markieren es - mit Bleistift - mit diesem Zeichen über dem zu betonenden Vokal:


Wichtigste Regel: Reduktion!
Die Regel der Reduktion zwingt Sie zur inhaltlichen Klarheit. Wenn der Betonungsimpuls dann auch noch sprechtechnisch korrekt umgesetzt wird, kann der Hörer sich garantiert an den Textinhalt erinnern.

Das inhaltlich wichtigste Wort gibt Antwort auf die Fragen:
Worum geht’s? Was ist das Thema des Satzes?

Hier ein paar Beispiele für die Notation:

Jetzt geht’s los!
Legen Sie Bleistift und Radiergummi in Reichweite. Markieren Sie in den beiden Beispieltexten nur ein einziges, inhaltlich wichtigstes Wort pro Satz. Dann sprechen Sie den Satz laut und prüfen, ob die gewählte Betonung stimmig klingt und ändern sie bei Bedarf. Falls Sie kein Papier zur Hand haben, können Sie gleich hier in der App die Textabsätze markieren. Wählen Sie bei Bedarf Farbe und Strichstärke Ihrer Markierungen.

Wenn Sie alle Betonungen markiert haben, lesen Sie den ganzen Absatz laut und mit den gewählten Betonungen. Ihr Textvortrag sollte dabei natürlich klingen, so als würden Sie direkt zu jemandem sprechen. Unter Umständen müssen Sie dafür andere Betonungsentscheidungen treffen. Deshalb bei der Arbeit auf Papier am besten immer einen Bleistift verwenden!

Versuchen Sie zu Übungszwecken, sich streng an die Regel der Reduktion zu halten, also wirklich nur ein einziges Wort pro Satz zu betonen. Das Ringen um das inhaltlich wichtigste Wort zwingt Sie zur Gründlichkeit in der Texterarbeitung und vertieft das Verstehen.

Die Regel der Reduktion funktioniert bei Sachtexten meist etwas leichter. Bei fiktionalen Texten muss man abwägen, ob man eher ein thematisch oder besser ein emotional wichtiges Wort betont. Unter Umständen braucht man mehr als eine Betonung pro Satz. Das Maß ist entscheidend. Doch die Regel der Reduktion gilt immer; zumal unterschiedliche Zäsuren und Tempowechsel und auch ein Wechsel der Tonhöhe als weitere Gestaltungselemente hinzukommen.

Wichtig!
Worte, die nicht betont werden, sind nicht weg. Reduzierte Betonungen erleichtern dem Hörer aber die Verarbeitung der Textinhalte. Je mehr Sie betonen, desto manipulativer wirkt der Textvortrag - wie zum Beispiel bei manchmal nervigen Werbespots.

Achtung!
Die Auswahl der Betonungen ist immer der erste wichtige Schritt zur strukturellen Texterarbeitung.

Nachfolgend finden Sie die Auflösungen für die Notation zu den Übungstexten und die entsprechenden Hörbeispiele. Die Zäsuren wurden noch nicht markiert, sind aber als Sprechpausen zu hören.

Katharina Koschny: Hörbeispiel Nachrichten und Märchen


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